Leih-iPads fürs schulische Lernen zuhause (aus: Odenwälder Bote, 05.06.2020)

Mit Schü­le­rin Lot­ta (12) aus Klein-Umstadt freu­en sich (von links) Mar­kus Hart­mann vom Darm­städ­ter Sta­tik­bü­ro Gru­ber & Hart­mann, Rek­tor Vol­ker Hart­mann von der Ernst-Reuter-Schule, der das Leih-iPad über­brach­te, sowie Harald Depros­se, Prä­si­dent des Lions Clubs Groß-Umstadt.

In der Corona-Krise müs­sen vie­le Schü­ler in Deutsch­land zuhau­se ler­nen. Doch nicht alle kön­nen digi­tal erreicht wer­den. Dass es dies­be­züg­lich Nach­hol­be­darf gibt, zeig­te sich bald schon an der Ernst-Reuter-Schule. Als Sofort­maß­nah­me hat sie die Anschaf­fung von Leih-iPads beschlos­sen, um damit wäh­rend der coro­nabe­ding­ten Schul­schlie­ßung bedürf­ti­ge Kin­der zu versorgen.

Als eine der ers­ten erhielt Lot­ta Stein­land eines der Tablets. Die Zwölf­jäh­ri­ge strahlt übers gan­ze Gesicht. In ihren Hän­den hält Lot­ta Stein­land ein nagel­neu­es, soeben aus­ge­pack­tes I‑Pad. Für sie ganz allein. Gleich, noch zag­haft aller­dings, will die Fünft­kläss­le­rin aus­pro­bie­ren, was das mobi­le End­ge­rät alles kann. „Nur zum Ler­nen“, mahnt freund­lich Vol­ker Hart­mann. Der Rek­tor der Ernst-Reuter-Schule ist per­sön­lich zu dem Mäd­chen nach Hau­se in Klein-Umstadt gekom­men, um ihr das ers­te von neu ange­schaff­ten 30 schul­ei­ge­nen Leih-I-Pads zu überreichen.

Das soge­nann­te Home­schoo­ling, das Ler­nen zuhau­se statt im Klas­sen­zim­mer, ist ange­sichts der Corona-Pandemie zum Dau­er­zu­stand gewor­den, auch wenn vie­le Schü­ler inzwi­schen wie­der im Zwei-Wochen-Rhythmus mit ein­ge­schränk­tem Stun­den­plan in die Schu­le gehen. „Wir wer­den defi­ni­tiv kei­nen nor­ma­len Unter­richt mehr bis zu den Som­mer­fe­ri­en haben, womög­lich auch dar­über hin­aus“, sagt Hartmann.

Sicht­lich viel Spaß hat Lot­ta (12) aus Klein-Umstadt mit ihrem Leih-iPad von der Ernst-Reuter-Schule.

Doch nicht alle Mäd­chen und Jun­gen könn­ten digi­tal erreicht wer­den. In ihren Fami­li­en feh­le es an den für das Home­schoo­ling not­wen­di­gen End­ge­rä­ten. Und ein Smart­phone rei­che allein von der Bild­schirm­grö­ße nicht aus, um bei­spiels­wei­se Mathe­auf­ga­ben zu lösen.

Aus die­sem Grund hat die Ernst-Reuter-Schule 30 Tablets ange­schafft, die bedürf­ti­gen Schü­lern leih­wei­se zur Ver­fü­gung gestellt wer­den. Da deren Anschaf­fung das Bud­get der Schu­le über Gebühr bean­sprucht hät­te, hat man sich um Spon­so­ren bemüht. Auf offe­ne Ohren ist man dabei beim Lions Club Groß-Umstadt (5.500 Euro), der Spar­kas­se Die­burg (1.000 Euro) und dem Darm­städ­ter Sta­tik­bü­ro Gru­ber & Hart­mann (7.500 Euro) gesto­ßen, die das Pro­jekt unterstützten.

Schon seit län­ge­rem habe man an der Schu­le die Online-Plattform Office 365 ein­ge­rich­tet, erklärt Rek­tor Hart­mann. Jedes der neu­en End­ge­rä­te ist nun so kon­fi­gu­riert, dass die Kin­der es mit einem per­sön­li­chen Pass­wort nur für schu­li­sche Pro­gram­me und Web­sei­ten nut­zen kön­nen, ohne ander­wei­ti­ge Nut­zung. In einem geschütz­ten Sys­tem sei es nun mög­lich, mit dem Leh­rer und Klas­sen­ka­me­ra­den zu chat­ten, aber auch bei­spiels­wei­se Doku­men­te gleich­zei­tig zu bear­bei­ten. „Eine Chan­ce für Leu­te, denen das bis­her nicht mög­lich war.“ 

In mei­ner Klas­se haben nicht alle ein Smart­phone“, berich­tet Lot­ta, die eine fünf­te Klas­se besucht. Sie selbst zwar schon, aber damit sei nicht sehr viel anzu­fan­gen gewe­sen beim Home­schoo­ling. Zu Beginn der Schul­schlie­ßung sei­en alle Auf­ga­ben per Mail ver­schickt wor­den. „Zum Aus­dru­cken – nur schlecht, wenn man kei­nen Dru­cker hat, wie wir“, so die allein­er­zie­hen­de, berufs­tä­ti­ge Mut­ter Yvette Sei­ler, die die letz­ten Wochen als „schon sehr anstren­gend“ bezeich­net. Der Klas­sen­leh­rer habe dann eine sehr hilf­rei­che digi­ta­le Platt­form gefun­den. Dass sie ab sofort mit die­sem per­sön­lich chat­ten kann und auch auf die­sem Weg wie­der den Kon­takt zu eini­gen Klas­sen­ka­me­ra­den pfle­gen, freut Lot­ta am allermeisten.

Ist in hof­fent­lich nicht mehr all­zu fer­ner Zukunft wie­der nor­ma­ler Schul­be­trieb mög­lich, wer­den die Tablets gezielt im Unter­richt ein­ge­setzt, so Vol­ker Hart­mann. Gera­de auch in den bei­den Inten­siv­klas­sen für Schü­ler, die nicht mit der deut­schen Spra­che auf­ge­wach­sen sind, sol­len sie wei­ter genutzt wer­den. „Dass wir alle Kin­der der ERS damit errei­chenm, ist eine Illu­si­on“, weiß Vol­ker Hart­mann. „Das funk­tio­niert gar nicht. Es geht dar­um, einen Zugang zue rmöglichen.“

Text und Bil­der: Doro­thee Dorschel
aus: Oden­wäl­der Bote (05.06.2020)