Der Traum vom Frieden – Volkstrauertag unter Beteiligung vieler Akteure (u. a. Ernst-Reuter-Schule)

Der Traum vom Frieden

Volks­trau­er­tag unter Betei­li­gung vie­ler Akteu­re (u. a. Ernst-Reuter-Schule) mit kla­rem Statement

Text und Bil­der: Doro­thee Dor­schel, erschie­nen am 22.11.2024 im Oden­wäl­der Boten

Wir sel­ber haben es in der Hand, für Frie­den zu sor­gen“, so lau­te­te die zen­tra­le Bot­schaft einer auf­rüt­teln­den, nach­denk­lich stim­men­den Gedenk­fei­er zum Volks­trau­er­tag auf dem Umstäd­ter Stadt­fried­hof. In der Trau­er­hal­le betei­lig­ten sich GSL-Chor mit Diri­gent Wer­ner Utmel­le­ki und evan­ge­li­scher Posau­nen­chor unter Lei­tung von Chris­toph Däsch­ner am musi­ka­li­schen Rah­men­pro­gramm, wel­cher auch anschlie­ßend noch bei der Kranz­nie­der­le­gung am Ehren­hain spielte.

Ihren Traum vom Frie­den stell­ten Schü­le­rin­nen und Schü­ler der Ernst-Reuter-Schule in der Trau­er­hal­le des Stadt­fried­hofs vor. (Bild und Text: Doro­thee Dorschel)

Unge­müt­lich kalt, nass und win­dig war das Wet­ter am Volks­trau­er­tag, an dem die­se stim­mi­ge und ange­mes­se­ne Gedenk­fei­er statt­fand, in deren Zen­trum das The­ma Frie­den stand. Zunächst hielt man auf dem Weg von der Stadt hoch zum Fried­hof am jüdi­schen Mahn­mal inne, wo ein Kranz nie­der­ge­legt wur­de. Hier wie auch in der Trau­er­hal­le des Stadt­fried­hofs, wo sich dann eini­ge Gäs­te ein­fan­den, die mit fei­er­li­chen Klän­gen des Blä­ser­chors emp­fan­gen wur­den, beglei­te­te die Feu­er­wehr Groß-Umstadt mit Stadt­brand­in­spek­tor Ste­phan Teich und sei­nem Stell­ver­tre­ter Boris Orth die Kranzniederlegungen.

In ihren Rede­bei­trä­gen lie­ßen Bür­ger­meis­ter René Kirch, Kaplan Valen­ti­ne Ede und Stadt­pfar­rer Chris­ti­an Lechelt die Besu­cher an ihren Gedan­ken zu die­sem Tag teil­ha­ben. Man geden­ke heu­te der Opfer von Krieg, Gewalt, Ter­ror und Ver­fol­gung, erin­ner­te Kirch. Auch an all jene, die dar­un­ter gelit­ten und unter den Fol­gen zu lei­den hät­ten. Die Mah­nung an die heu­ti­ge Zeit lau­te: „Kein Mensch ist mehr wert als der ande­re, kein Land mehr wert als das andere.“ 

Aus der Tat­sa­che, hier in Deutsch­land in Frie­den zu leben, erge­be sich die gro­ße Ver­ant­wor­tung, den gesell­schaft­li­chen Frie­den zu stär­ken und heu­te ein Zei­chen zu set­zen, am Frie­den fest­hal­ten zu wol­len. Nie wie­der dür­fe Krieg von deut­schem Boden aus­ge­hen. „Wer sich nicht an die Ver­gan­gen­heit erin­nert, ist dazu ver­dammt, sie zu wie­der­ho­len“, zitier­te der Bür­ger­meis­ter den spa­ni­schen Phi­lo­so­phen San­ta­ya­na. Der Traum vom Frie­den sol­le Rea­li­tät in Deutsch­land blei­ben und in der Welt wer­den. „Wir erle­ben, wie Frie­den ist, und es ist unse­re Auf­ga­be, an die­sem Frie­den in der Gesell­schaft wei­ter­zu­ar­bei­ten. Trotz zuneh­men­der Ten­den­zen zu Feind­se­lig­kei­ten: „Wir sind nicht macht­los. Wir haben es auch ein Stück weit sel­ber in der Hand.“

Die Situa­ti­on heu­te sei eine ande­re gewor­den, erklär­te der katho­li­sche Kaplan Ede zur eigent­li­chen Bedeu­tung des Volks­trau­er­ta­ges: „Die Opfer bei­der Welt­krie­ge rücken immer wei­ter von uns weg, es sind Men­schen, die wir nicht mehr per­sön­lich gekannt haben. Ande­rer­seits ist das The­ma Krieg wie­der da und prä­sent.“ Dass die­ser Tag zu einer neu­en Soli­da­ri­tät füh­ren kön­ne, zu mehr Lie­be für­ein­an­der, ermu­tig­te er. „Allei­ne schaf­fen wir es nicht. Gemein­sam schaf­fen wir mehr.“

Wir haben hier seit dem Zwei­ten Welt­krieg die mög­li­cher­wei­se sta­bils­te Demo­kra­tie, die es in Euro­pa über­haupt gibt“, mein­te Pfar­rer Chris­ti­an Lechelt. „In Wirk­lich­keit geht es uns nicht schlecht. Wir haben das bes­te sozia­le Netz in Mit­tel­eu­ro­pa, die Gerich­te, die frei sind, so Vie­les, was uns hilft, den Traum vom Frie­den auf­recht zu erhal­ten.“ Dabei dür­fe man nicht die Hän­de in den Schoß legen. Die hier anwe­sen­den Jugend­li­chen gäben dafür ein tol­les Bei­spiel ab. „Ihr zeigt uns, wir müs­sen etwas tun.“ 

Gesang­lich beglei­te­te ein­fühl­sam der GSL-Chor, bevor die Acht­kläss­ler der Ernst-Reuter-Schule ihren „Traum vom Frie­den“ vor­stell­ten. Auf hand­ge­schrie­be­nen Zet­teln, an eine Stell­wand gepinnt, waren dazu eige­ne Gedan­ken der Jugend­li­chen zu lesen: „…dass alle Men­schen genug zu essen haben und satt wer­den“, „…dass sich jeder fest in den Armen hat“, „…dass nichts Schlim­mes in der Welt pas­siert“. „Wo nie­mand mehr weint, wo jeder glück­lich sein kann.“

Mein Traum vom Frie­den ist“, schrieb einer, „dass alle Men­schen wie­der nach Hau­se gehen kön­nen“. „Wenn der Krieg auf­hört, kann jeder wie­der in die Schu­le gehen“, ein ande­rer. Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler zeig­ten anschlie­ßend von ihnen mit Frie­dens­sym­bo­len bemal­te Kacheln und leg­ten sie unter per­sön­li­chen Erklä­run­gen nie­der. Wie kann man Frie­den ver­wirk­li­chen, lau­te­te die Fra­ge, wel­che sie sich gestellt hat­ten. „Es liegt in mei­ner Hand, freund­lich zu sein, respekt­voll zu jemand, nicht sau­er oder gewalt­tä­tig. Fried­lich zu ande­ren Men­schen zu sein, alle gleich zu behan­deln.“ Auch hier wur­de sehr deut­lich, „wir sel­ber haben es in der Hand, für Frie­den zu sorgen“.