
Gemeinsam lesen, spielen und mit verschiedenen Medien kreativ sein, die Begegnung mit Büchern erleben. Eine derart motivierende Lernumgebung außerhalb des Unterrichts bieten die „Leseclubs“ der Stiftung Lesen. Bei der feierlichen Eröffnung ihres eigenen Leseclubs an der Ernst Reuter-Schule sangen Schüler der Klasse 3b „In der Lesenacht“ und zauberte in einem Theaterstück die „Kleine Hexe“ gefalteten Papierblumen einen betörenden Duft auf. Ein originelles Sockentheater sorgte dann für Heiterkeit im behaglich eingerichteten Raum der Mediathek, in dem künftig auch der Leseclub „Seitenzähler“ beheimatet sein wird.
Die Leseclubs sind eine bundesweite Initiative der Stiftung Lesen. Inzwischen besuchen laut deren Angaben mehr als 10.000 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren regelmäßig die rund 400 Leseclubs, die mit lokalen Bündnispartnern in allen Bundesländern eingerichtet wurden. So konnten mit Unterstützung der Verlagsgruppe Rhein Main (vrm) Stiftung bereits 27 Leseclubs im Rhein-Main-Gebiet gegründet werden. Der Leseclub „Seitenzähler“ in Groß-Umstadt ist der erste von insgesamt vier in der Region Darmstadt, die, von der vrm Stiftung finanziert, eingerichtet werden.
Fernab von jeglichem Leistungsdruck oder Stress mit Schulnoten sollen hier Kinder in ihrer Freizeit die Möglichkeit zum Lesen und Austausch über Bücher haben. Das erklärte Josefine Mohrhard von der Stiftung Lesen. Diese stelle neben einer umfangreichen Medienausstattung auch das Mobiliar zur Verfügung. „Die Schulen wählen selbst aus, was sie gern hätten oder am meisten benötigen.“
Bettina Volkmar, Leiterin der Abteilung Grundstufe, freute sich: „Wir hoffen, dass die Kinder durch den Leseclub angeregt werden, möglichst viel zu lesen und zu Seitenzählern werden, darum der Name. Hier können nicht nur Kinder der Grundstufe, sondern auch die der Sekundarstufe eins zusammenkommen.“ Auf diese Art verbinde man nicht nur die verschiedenen Jahrgänge miteinander, sondern schaffe auch einen Übergang von Schulvormittag in ein attraktives Nachmittagsangebot, so die Konrektorin.
Bislang war die Mediathek der 600 Schüler zählenden Integrativen Gesamtschule nur in den beiden großen Pausen am Vormittag geöffnet. Mit dem Leseclub solle sie stärker in den Schulalltag einbezogen und mehr genutzt werden, „natürlich nicht als versteckte Deutschstunde“, so Bettina Volkmar. In gemütlicher und stressfreier Umgebung könnten sich die Kinder in die neuen Sitzsäcke oder aufs Sofa kuscheln und sich nicht nur mit Büchern, sondern auch mit Zeitschriften, Spielen und sogar Bastelmaterialien beschäftigen. Geplant seien regelmäßige Aktionen, die letztlich die Lesemotivation steigern. Das könne Vorlesen sein, aber auch Mal- und Bastelaktionen zu einem bestimmten Buch. Die Betreuer des Leseclubs könnten an Fortbildungen teilnehmen, um das Ganze erfolgreich aufzubauen und weiter zu entwickeln.
Wie das bundesweite Motto der Stiftung Lesen lautet – „Mit Freu(n)den lesen“ – machen sich die Leseclubs den so genannten „Peer-Group-Effekt“ zunutze, da sie Kindern gemeinsamen Raum bieten, sich gegenseitig zu unterstützen und zu motivieren. Die Leseclubs eröffneten besonders niedrigschwellige Zugänge zum Lesen, heißt es von der Stiftung. So erreichten sie auch Kinder aus bildungsbenachteiligten Verhältnissen und mit Migrationshintergrund.
„Jedes Buch ist ein bisschen wie ein Abenteuer“, sagte Josefine Mohrhard„ „mit dem man auf die Reise geht“. Der Leseclub sei ein Ort, an dem man sich mit Freunden treffe. Wo man gemütlich lesen, spielen und spannende Sachen machen könne, aber auch entspannen. „Und vor allem ganz viel Spaß mit Büchern haben.“