(Jo) Am vergangenen Donnerstag lud die Ernst-Reuter-Schule in Groß-Umstadt, in Kooperation mit der Otzbergschule Lengfeld und der Eichwaldschule Schaafheim, nunmehr bereits zum fünften Mal zu einem Berufsinformationstag (BIT) ein.
Das Ganze richtete sich an die Schülerinnen und Schüler sowie Eltern der 9. Hauptschulklassen, der 9. Realschulklassen und der Hauptstufe der Förderschule. Die Eltern konnten sich – was erwünscht war – natürlich ebenfalls informieren. Den Schülerinnen und Schülern empfahl man diesen Tag als Chance zu sehen, die eigene Zukunft positiv anzugehen. Angesagt hatten ihr Kommen 23 Firmen und Institutionen.
Die Industrie- und Handelskammer (IHK Darmstadt) sowie die Agentur für Arbeit informierten über freie Ausbildungsplätze und ihre Lehrstellenbörse. Unter anderem empfahl die Bundesagentur für Arbeit den Eltern ihrem Kind eine Berufspraktika zu ermöglichen. Hier könnten nämlich schon Sohn oder Tochter prüfen, ob die berufliche Realität überhaupt dem angestrebten Berufswunsch entspricht. Zudem wurden in Broschüren Tipps gegeben, wie man eine Bewerbung richtig gestaltet.
Insbesondere machte die IHK, vertreten durch Florian Best und Jessica Busalt von der Aus- und Weiterbildung, Reklame für ihr „Azubi-Speed-Dating“ am 29. März 2019 in der IHK Darmstadt, Rheinstraße 89. Das bietet sich an für alle, die noch einen Ausbildungsplatz für das Ausbildungsjahr 2019 suchen. Das Speed-Dating ermöglicht eine erste Kontaktaufnahme mit Firmenvertretern, durch ein persönliches Gespräch. Die Teilnehmer und Firmenvertreter haben genau 10 Minuten Zeit um sich gegenseitig voneinander zu überzeugen. Mitzubringen sind Lebenslauf und letztes Schulzeugnis. Anmeldungen können erfolgen unter: www.ausbildung.darmstadt.ihk.de
Bei unserem Rundgang treffen wir zunächst auf einen Klassensaal wo wir auf das Catering Unternehmen „Bantschow & Bantschow“ treffen. Das Familienunternehmen engagiert sich im Bereich Catering sowie in der Schulverpflegung und dem Geschirr & Equipmentverleih. Begonnen hat es in einem kleinen Lädchen in Kleestadt auf 21 Quadratmetern Küchenfläche. Mittlerweile wurde die Produktion nach Klein-Umstadt verlagert, wo jetzt eine Fläche von 500 Quadratmetern zur Verfügung steht. Man verbindet hier Kleestädter & Klein-Umstädter Handarbeit mit Kochen aus Leidenschaft.
Wie es in einer solchen Genießerwelt zugeht und welche Voraussetzungen für eine Anstellung zu erfüllen sind, darüber informierten Personalreferentin Yvonne Koch und Köchin Michelle Heyl. Bevor sich jemand um eine Ausbildungsstelle bemüht, so die Personalreferentin, sollte er vorab einmal ein Praktikum absolvieren, um zu sehen ob dieser Beruf überhaupt der richtige für ihn ist. Ein weiteres Kriterium sei, dass ihm das Team zusage und die Arbeitsumgebung seinen Vorstellungen entspreche. Ausgebildet würden Köche und Köchinnen sowie Veranstaltungskaufmänner und Veranstaltungskauffrauen.
Bezüglich des Kundenkreises baue der Caterer auf zwei Standbeinen auf. Das eine sei die Lieferung an Schulen und Kindergärten und das zweite Standbein seien kulinarische Events. Dafür habe „Bantschow & Bantschow“ beispielsweise die Räumlichkeiten der „Genießerwelt“ in Lengfeld angemietet, wo auch Hochzeiten ausgerichtet werden, zum Brunch eingeladen wird und zahlreiche andere hochklassige Events stattfinden.
Die Ausbildung als Koch oder Köchin dauert drei Jahre. Die Vergütung beläuft sich am Ende der Ausbildung auf rund 800 Euro und man erhält eine umfassende Ausbildung in gehobener Küchenkultur. Es bedeutet aber auch flexibel bezüglich der Arbeitszeiten zu sein, Kreativität zu entwickeln und kontaktfreudig zu sein, insbesondere bei einer „Live Cooking Show“ vor Gästen.
Erste praktische Erfahrungen durften die Schülerinnen und Schüler dann beim Anschneiden eines Bratens vom Hereford-Rind sammeln. Hier war Geschicklichkeit mit dem Tranchiermesser gefragt.
„Das Handwerk hat goldenen Boden“ heißt es immer wieder und das versuchten auch Michael Geisler, Geschäftsführer der Stahl- und Metallbau GmbH „DAVID“ und Meister Florian Schraut den interessierten Schülerinnen und Schülern an diesem Tag zu vermitteln.
Der kommende Azubi sollte von Technik und teils spektakulären Projekten begeistert sein. Eine gewisse Kreativität an den Tag legen und gerne mit eigenen Händen etwas schaffen. Mitzubringen sind: Technisches Verständnis, handwerkliches Geschick, gute Kenntnisse in Mathematik und Physik, räumliches Vorstellungsvermögen, Konzentrationsfähigkeit und Sorgfalt, Verantwortungsbewusstsein sowie Zuverlässigkeit und Teamgeist.
Dafür bekommt der Azubi dann eine fundierte Ausbildung als Konstruktionsmechaniker in der Fertigung und Montage. Ab dem 3. Lehrjahr folgt die Spezialisierung für künftige Aufgaben im Unternehmen. Nach dreieinhalb Jahren und bestandener Gesellenprüfung wird die Übernahme garantiert. Zudem bietet die Stahlbaufirma allen Gesellen sich weiter zu qualifizieren, Aufstiegschancen zu nutzen und die Möglichkeit den Techniker oder Meister zu machen. Ansprechpartnerin für Bewerbungen in Schaafheim ist Vera Leonardi.
Wer nun aber gerne in freier Natur arbeiten möchte, der war bei der Landrat-Gruber-Schule aus Dieburg richtig. Jede Menge Informationen über Ausbildungsbetriebe in den Bereichen Landwirtschaft, Garten- und Landschaftsbau, Floristik sowie Zierpflanzenbau vermittelte Volker Schaum, Fachlehrer und Koordinator für den Bereich Agrarwirtschaft.
Schule und Ausbildungsbetrieb sind im dualen Ausbildungssystem verankert. Das bedeutet, der oder die Auszubildende sind im Ausbildungsbetrieb in der Praxis tätig und kommen dann in die Berufsschule zum theoretischen Unterricht. Die Ausbildungszeit erstreckt sich über 3 Jahre und die Vergütung kann sich durchaus sehen lassen. Im 1. Lehrjahr gibt es Brutto 800 Euro, im 2. Lehrjahr 900 Euro und im 3. Lehrjahr 1.000 Euro. Die Chancen für Bewerber sind optimal, denn in vielen Bereichen fehlt das Fachpersonal. Die Betriebe wollen deshalb, so der Fachlehrer, natürlich eigene Leute ausbilden um sie dann auch speziell für die Arbeit in ihrem Betrieb vorzubereiten.
Alleine im Bereich Landwirtschaft gibt es in der näheren Umgebung 18 landwirtschaftliche Ausbildungsbetriebe die erfreut wären, einen jungen Menschen für die Zukunft fit machen zu können. Wer sich mit der Natur verbunden fühlt und bereit ist sich mit viel Engagement auch einzubringen, der hat ganz gewiss hier eine Anstellung für das ganze Arbeitsleben.
Und wer beispielsweise mit viel Herzblut bei einer Ausbildung als Landschaftsgärtner oder Gärtnerin bei der Sache ist, der kann dann vielleicht unter den Auserwählten sein die, wie jetzt, am Landschaftsgärtner-Cup 2019 mit von der Partie sind: Von Schleswig-Holstein bis Bayern, von Nordrhein-Westfalen bis Sachsen wetteifern die besten Auszubildenden aller zwölf Landesverbände im April und Mai um die Qualifikation zur „Deutschen Meisterschaft“ der angehenden Landschaftsgärtner. Die Bundesgartenschau in Heilbronn bietet schließlich im September 2019 den perfekten Rahmen für das Bundesfinale der besten Zweierteams der angehenden Landschaftsgärtnerinnen und Landschaftsgärtner. Am Ende wird das „Deutsche Meister-Team“ des Jahres 2019 gebührend gefeiert werden.
Vor 150 Jahren lag die Lebenserwartung eines Menschen in Deutschland noch bei gerade 40 Jahren. Frauen wird inzwischen eine Lebenserwartung von 83 Jahren prognostiziert, Männer kommen im Vergleich auf immerhin noch 78 Jahre. Gab es früher den Familienbund der sich auch um seine Alten kümmerte, leben die Kinder inzwischen meist für sich im eigenen Wohnbereich. Das hat zur Folge, dass der Bedarf an Heim- und Pflegeplätzen wächst und die Nachfrage nach professionellen Pflegekräften ebenso. Die Chancen auf diesem Sektor beruflich tätig zu werden sind deshalb optimal.
Darüber informierte beim Berufsinformationstag die Diakoniestation Groß-Umstadt/Otzberg. Vor Ort waren der examinierte Altenpfleger und Praxisanleiter Christoph Höfler und die ehemalige examinierte Krankenschwester und dann zur Diakonie gewechselte Maria Giomelaki. Als Gastredner war Jörg Rast, Geschäftsführer der Diakonie Station Groß-Bieberau zur Schule gekommen.
Man muss den Beruf echt lieben, meinte Maria Giomelaki zu Beginn ihrer Ausführungen. Bei diesem Beruf gehe es um Menschen und die Pflegekräfte hätten eine hohe Verantwortung. Der Beruf könne zwar manchmal körperlich und zugleich auch psychisch belastend sein, aber man bekomme von den alten Menschen vieles an Dankbarkeit zurück.
Praxisanleiter Christoph Höfler musste gleich zu Beginn seiner Ausführungen darauf hinweisen, dass der Ausbildungsberuf 2020 neu strukturiert werde. Bestehen bleibe die einjährige Ausbildung zum Altenpflegehelfer, beziehungsweise Altenpflegehelferin. Es wird dann allerdings einen Zusammenwurf von Krankenpflege und Altenpflege geben. Die Ausbildung erstrecke sich weiterhin auf drei Jahre. Im ersten Jahr werden Krankenpfleger und Altenpfleger gemeinsam unterrichtet. Danach könne man sich für bestimmte Bereiche wie Krankenpflege, Kinderkrankenpflege oder Altenpflege entscheiden. Der neue Berufsbegriff heiße dann Pflegefachmann oder Pflegefachfrau.
Bewerbungen können über die Schule erfolgen und zwar ziemlich rechtzeitig, am besten bis zu einem Jahr vor Beginn der Ausbildung.
Man sieht, das Angebot beim Berufsinformationstag war sehr vielschichtig, interessant und eigentlich war für jeden etwas dabei, zumal es ja auch noch zahlreiche weitere Firmen gab, die um Nachwuchs warben.
Text: Karl Johmann (aus: Odenwälder Bote, 19.03.2019)