Im stilvollen Ambiente des Rittersaals im Pfälzer Schloß feierte die Groß-Umstädter Ernst-Reuter-Schule ihr 50-jähriges Bestehen. Schulleiter Matthias Hürten begrüßte die zahlreich erschienen Gäste, darunter die aktuelle Lehrerschaft und etliche ehemalige Lehrkräfte sowie viele Schulleiter und Schulleiterinnen aus den umliegenden Schulen. Durch den weiteren Verlauf des Abends führte Rektor Volker Hartmann.
Den Reigen der offiziellen Grußworte leitete Christel Fleischmann ein, seines Zeichen Schuldezernent des Landkreises Darmstadt Dieburg. Gleich zu Beginn seiner Rede sorgte er für etliche Lacher im Saal. Die Schule sei nun 50 Jahre alt und so sehe sie auch aus. Seinerzeit sei die Schule als Mittelpunktschule natürlich auch Mittelpunkt für die umliegenden Gemeinden gewesen. Ursprünglich als Grundschule ausgerichtet sei sie sukzessive im Laufe der Jahre um weitere Schulformen ständig ergänzt worden. Im Jahre 2014 erfolgte die Umgestaltung hin zu einer integrierten Gesamtschule. Von dieser geplanten Umgestaltung sei die damalige Kultusministerin Nicola Beer zunächst ganz und gar nicht begeistert gewesen. Erst nachdem ihre Abteilung das Ganze befürwortete, habe auch die Ministerin letztendlich grünes Licht gegeben. Inzwischen sei die Schule mit ihrem Motto „inklusiv und integrierend“ Vorbild für den gesamten Landkreis Darmstadt-Dieburg.
Lange Zeit, so Fleischmann weiter, habe man überlegt wie eine dringend notwendige Sanierung der Schule erfolgen könne. Inzwischen sei aber alles auf die Nullphase zurück gesetzt worden. Er verrate jetzt kein Geheimnis mehr, auch wenn der Bürgermeister noch etwas zucke, dass man 20.000 Quadratmeter unbebaute Fläche benötige, um in Groß-Umstadt eine neue Schule einschließlich Schulsporthalle zu errichten. Für alle sei das eine optimale Lösung, denn die bisherige Schule könne weiter genutzt werden und nach Fertigstellung der Baumaßnahme könnte in aller Ruhe dann in die neuen Räumlichkeiten umgezogen werden.
50 Jahre nach ihrer „Geburt“ habe die Ernst-Reuter-Schule eine neue Perspektive. Wie die aussieht machte der nächste Satz deutlich: „Wenn wir das Grundstück haben können wir mit der konkreten Planung beginnen und das neue Gebäude in Modulbauweise errichten.“ Nun, wann das sein wird steht scheinbar in den Sternen, wie später noch Bürgermeister Joachim Ruppert in seiner Rede deutlich machte. Mit Unterstützung der Stadt, so gab sich der Schuldezernent aber optimistisch, werde das wohl alles ganz schnell gehen.
Also von jahrelang geplanten und immer wieder verworfenen Sanierungsplänen nun zur Nullphase und dann ganz schnell zum Neubau. Das alles klingt nach einem grandiosen Zauberkunststück an dem sich allerdings wahrscheinlich sogar die „Magic Ehrlich Brothers“ die Zähne ausbeißen dürften. Man wird sehen.
Weitere Grußworte sprach nachfolgend der Landtagsabgeordnete Manfred Pentz. Er stehe mit den Schulen in ständigem Kontakt und wo man helfen könne geschehe das auch. Im Übrigen danke er der Schule für ihr großartiges Engagement als integrierte und inklusive Gesamtschule. Für die weitere Arbeit überreichte er Katja Köbler, der Vorsitzenden des Fördervereins Ernst-Reuter-Schule, eine Geldspende.
Bürgermeister Joachim Ruppert führte in seinem nachfolgenden Grußwort aus, dass die Stadt stolz auf ihre Schulen sei und in vielen Bereichen arbeite man positiv zusammen. Er denke hier beispielsweise an die vorbildliche Arbeit der „Rasselbande“ bezüglich der betreuenden Grundschule an der Ernst-Reuter-Schule. Inzwischen finde ja nach der Umstrukturierung die Betreuung der Grundstufenkinder durch den „Pakt für den Nachmittag“ seitens des ASB (Arbeiter Samariter Bund) statt. Wobei wiederum die bisherigen Mitarbeiterinnen aus dem Rasselbande Team wieder aktiv mit eingebunden seien.
An dieser Stelle möchte er zudem die Gelegenheit wahrnehmen der Schule für die Ausrichtung der „Mini Umstadt“ Ferienspiele zu danken. Seit vielen Jahren hätten die Kinder hier sehr viel Spaß. Aber bereits vor etwa 10 Jahren kam ins Gespräch, der Veranstaltungsort sei wohl nicht mehr haltbar, denn eine Schulsanierung stünde bevor. Vor zwei Jahren stand erneut ein Ortswechsel für „Mini Umstadt“ bevor, denn alle dachten nach intensiven Vorgesprächen, jetzt geht es endlich los mit der Sanierung. Plötzlich wurde dann eine sogenannte Nullphase eingeleitet und vor vier Wochen habe er vom Schuldezernenten gehört man könne sich auch einen Neubau vorstellen. Solch eine Aussage hätte er aber lieber, so der Bürgermeister, gerne vor 5 oder 6 Jahren gehört. Er wisse wie viele andere auch, dass es um das Gelände der „Nordspange“ gehe, hier gehöre aber der Stadt noch kein Quadratmeter Land und schon gar nicht 20.000 Quadratmeter. Bis zu einem eventuellen Baubeginn dürfte deshalb noch einige Zeit ins Land gehen, um diese Fläche überhaupt erschließen zu können. Insofern herrsche bei ihm große Skepsis ob mit einem Neubau in absehbarer Zeit zu rechnen sei.
Ein tolles Vorzeigeprojekt der Schule sei, so Ruppert zum Ausklang seiner Rede, die Bike School mit ihrem Motto „Weg von der Konsole, rauf auf’s Bike“. Ein weiteres Projekt mit viel Strahlkraft sei ferner die Asphalt-Pumptrack in Nähe des Schwimmbades. Gemeinsame Sache machten dabei die Kinder- und Jugendförderung der Stadt Groß-Umstadt sowie die Bike School der Ernst-Reuter-Schule.
Zur Auflockerung des Abends gab es jetzt erst mal zwei kleine Sketcheinlagen der „WPU Darstellendes Spiel“. Es ging dabei zum einen um Literatur und zum anderen um eine Abschlussprüfung. Einstudiert hatte das unterhaltsame Zwischenspiel Pascal Berger.
Einen weiteren Showteil steuerten die Grundschulleiterinnen Kirsten Schweitzer (Geiersberschule Groß-Umstadt und kommissarische Leiterin der Grundschule „Im Grünen“ in Semd) sowie Esther Walloner (Grundschule Wiebelsbach) und Petra Wilhelms (Wendelinusschule Klein-Umstadt) bei. Wie bei einem Scrabble Spiel setzten sie Buchstaben aus Begriffen zusammen. So stand beispielsweise ein „S“ für Schulkleidung, ein „C“ für Coole Bike School ein „R“ für Respekt oder ein „H“ wie Hürten und Hartmann. Am Ende ergab alles den Namen Ernst-Reuter-Schule.
Der Abschluss aller Grußworte lag am Ende in weiblicher Hand und zwar bei Dr. Margarete Sauer, ehemalige Leiterin des Max-Planck-Gymnasiums in Groß-Umstadt. Im Kreisausschuss des Landkreises Darmstadt-Dieburg vertritt sie als Kreisbeigeordnete seit 2016 die FDP-Fraktion. Zu ihren Aufgabengebieten zählen der „Pakt für den Nachmittag“ sowie das Dezernat „Betreuungsangebote für Ganztagsschulen im Kreis“, insgesamt 81 an der Zahl. Sie übermittle ihre Glückwünsche zum Jubiläum quasi im Dreierpack. Die Kiste mit kleinen alkoholischen Highlights überreiche sie als Dezernentin. Die Nummer Zwei im Dreierpack sei ihre Funktion als Vorsitzende der Bürgerstiftung Groß-Umstadt. Diese wiederum habe sich auf die Fahne geschrieben, all die Menschen zu unterstützen, die sich in besonderer Weise um Inklusion und Integration verdient machen. Deshalb überreiche sie gerne einen Scheck an die Ernst-Reuter-Schule, die sich ja auf diesen Aufgabengebieten sehr engagiere.
Die Nummer Drei im Dreierpack stehe für sie als ehemalige Kollegin im schulischen Bereich. Sie verstehe ja das Dilemma der Ernst-Reuter-Schule bezüglich der immer wieder verschobenen Sanierungspläne. Sie habe ja schon einmal scherzhaft den Vorschlag gemacht, alle Schulen im 5‑Jahres-Takt zu schließen, um sie dann ordentlich umzubauen und danach wieder weiter zu machen. Einmal verschenkte sie zu einem besonderen Anlass einen Zauberstab. An diesem Abend finde sie das allerdings etwas unpassend. Vielmehr habe sie sich vom „Tier des Jahres“ inspirieren lassen, dem Lama. Neuerdings gebe es ja ein Freizeitangebot auf Lamas durch Wald und Flur zu reiten, das auf Leitungsteams zugeschnitten und wohl als Gruppendynamische Übung zu verstehen sei. begleitet von jubelnden und zustimmenden Rufen der Jubiläumsgäste, würde sie gerne das Leitungsteam der E‑R-S einladen. E‑R-S Schulleiter Hürten war fast etwas sprachlos, beeilte sich dann aber zu sagen, er freue sich jetzt schon auf diesen Lama-Ritt.
Vielleicht hilft es ja, die „Nullphase zu bewältigen und weiterhin auf eine gute Zukunft zu hoffen.
Nachdem die Vertreter von Sparkasse und Volksbank noch ihre Schecks überreicht hatten, war zu einem exzellenten lukullischen Büffet eingeladen.
Anschließend kam es zu einem sehr unterhaltsamen Rückblick auf 50 Jahre Ernst-Reuter-Schule, begleitet von einer Beamer-Dia-Show durch den Schulleiter. Diese ernste Angelegenheit wurde aber immer wieder von einer Comedy-Slapstick-Einlage der E‑R-S Putzfrau „Anni Anke“ unterbrochen. Sie erläuterte in breitem schwäbischem Dialekt, dass sie stocksauer sei, denn man habe schlichtweg vergessen sie zu informieren, dass ein Jubiläum bevorstehe und sie das Parkett zuvor auf Hochglanz bringen solle. Der ganze Saal lachte und Hürten schaute leicht verwirrt. Aber, diese Einlage gehörte zum Programm und der Comedy Star war Lehrkraft Annegret Anke.
Der Abend war schnell vorüber gegangen, aber es nahte noch ein abschließender Höhepunkt. Das Vokalensemble „Comedian Sixpack“ gab jetzt ein Gastspiel im ehrwürdigen Rund des Rittersaals. Zu diesem Ensemble zählt übrigens auch der Moderator des Abends, Volker Hartmann.
Das Sextett eröffnete seine gesanglichen Darbietungen mit einer Don Kosaken Einlage, bevor die Sänger ihre Kosaken Kostüme ablegten und zur Gesangsgruppe „Comedian Harmonists“ mutierten.
Im Ambiente des Rittersaals gaben die „Comedian Sixpack“ nun ein beeindruckendes Gastspiel das Gänsehautgefühle wach werden ließ. Im Stil der des damaligen Sextetts sangen sie hinreißend schön den Grönemeyer Hit „Wann ist ein Man ein Mann“. Beim Lied um ein Ehepaar und seine verschiedenen Ansprüche an eine ideale Ehe lief das A‑cappella-Ensemble zu Hochform auf, einfach köstlich. Unvergessen und immer wieder ein gesanglicher Genuss der Hit „Wochenend und Sonnenschein“. Natürlich durfte auch „Mein kleiner grüner Kaktus“ und „Ich wollt ich wär ein Huhn“ nicht fehlen. Zum Dahinschmachten schön war schließlich zum Abschluss das Herz-Schmerz-Highlight „Liebling mein Herz lässt dich grüßen“. Lohn für diese außergewöhnliche Interpretation der einstigen Kultgruppe war der ausgelassene Jubel und schier nicht endend wollende Beifall der Jubiläumsgäste. Ein schöner und harmonischer Ausklang eines gelungenen Jubiläumsabends.
Text: Karl Johmann
Bilder: Karl Johmann und Ernst-Reuter-Schule
(veröffentlicht am 6.11.2018 im Odenwälder Boten)