Reinschnuppern in Ausbildungsberufe – Berufsinformationstag in der ERS (von Dorothee Dorschel)

Reinschnuppern in Ausbildungsberufe

Rekord­be­tei­li­gung von Betrieben
bei Berufs­in­for­ma­ti­ons­tag an der Ernst-Reuter-Schule

Text und Bil­der: Doro­thee Dor­schel, erschie­nen am 22.03.2024 im Oden­wäl­der Boten

Ob Hand­werk, Indus­trie oder Dienst­leis­tung, 40 Beru­fe und 29 Betrie­be konn­ten gut 200 Schü­le­rin­nen und Schü­ler der Ernst-Reuter-Schule beim Berufs­in­for­ma­ti­ons­tag (BIT) ken­nen­ler­nen. Seit mitt­ler­wei­le zehn Jah­ren gibt es die­ses Ori­en­tie­rungs­an­ge­bot für die ach­ten und neun­ten Klas­sen, die vor der Fra­ge der Berufs­wahl ste­hen, sich kurz vor Praktikums- oder Aus­bil­dungs­su­che befinden.

An die­sem Nach­mit­tag wür­den von vie­len unter­schied­li­chen, regio­na­len Aus­bil­dungs­be­trie­ben diver­se Berufs­fel­der vor­ge­stellt, erklär­te der Berufsorientierungs-Beauftragte der Schu­le, Jörg Rausch­kolb. Natür­lich stel­le sich dabei nicht sofort ein unmit­tel­ba­rer Erfolg ein, aber lang­fris­tig sei der BIT schon eine sinn­vol­le und wich­ti­ge Maß­nah­me. Unter ande­rem prä­sen­tier­ten sich Stra­bag, Spar­kas­se Die­burg, Merck, Lan­des­ärz­te­kam­mer und Kreis­ver­wal­tung, IHK, Finanz­amt Die­burg, Datron, Con­ti­nen­tal oder auch die Kreiskliniken. 

Pirel­li ließ die Jugend­li­chen schrau­ben und tüf­teln, die sich even­tu­ell für eine der zahl­rei­chen Berufs­aus­bil­dun­gen bei dem Rei­fen­her­stel­ler inter­es­sie­ren. (Bild und Text: Doro­thee Dorschel)

Ihr könnt euren eige­nen Lebens­weg früh­zei­tig mit­ge­stal­ten“, ermun­ter­te auch Schul­lei­ter Mat­thi­as Hür­ten die Schü­ler. „Damit ihr einen guten Start in euer Leben nach der Schu­le gehen könnt.“ Viel zu fra­gen, emp­fahl er drin­gend allen Jugend­li­chen zum Auf­takt des BITs. Die Aus­bil­dungs­stät­ten hät­ten gemerkt, es nut­ze etwas, früh­zei­tig mit Schü­lern ins Gespräch zu kom­men. „So vie­le wie noch nie“ stell­ten sich hier vor. Man müs­se nicht mehr bet­teln um teil­neh­men­de Betrie­be am Berufs­in­for­ma­ti­ons­tag, wie es durch­aus frü­her noch war. „Sie suchen euch!“

So ging es los, man star­te­te mit Lauf­zet­tel in der Hand zu drei ver­schie­de­nen Sta­tio­nen, die bereits im Vor­feld gewählt wor­den waren. Neun männ­li­che Schü­ler saßen in der ers­ten Run­de bei der Bun­des­wehr, zwei Mäd­chen auch. Und staun­ten nicht schlecht, dass es mehr als 30 Stu­di­en­gän­ge und 60 ver­schie­de­ne Berufs­aus­bil­dun­gen dort gibt, wo sie eigent­lich eine rein sol­da­ti­sche Aus­bil­dung, haupt­säch­lich den Dienst an der Waf­fe, ver­mu­tet hät­ten. „Ihr könnt bei uns Koch oder Bei­koch wer­den, Lebens­mit­tel­tech­nik stu­die­ren, Mecha­ni­ker wer­den oder Sani­tä­ter“, erläu­ter­te Mar­cel Kapraun, Haupt­mann und Kar­rie­re­be­ra­tungs­be­auf­trag­ter. Ob eine Aus­bil­dung als Waf­fen­spe­zia­list, KfZ-Mechatroniker beim Fuhr­park, Flug­ge­rät­me­cha­ni­ker oder Flug­lot­se, nicht zuletzt Logis­tik. „Es gibt viel Abwechs­lung bei der Bundeswehr.“ 

Ein­mal abiso­lie­ren, dann sol­len wir Klem­men drauf machen“, wuss­te Rico (16), der das eigent­lich schon vor sei­nem heu­ti­gen Besuch im Klas­sen­zim­mer bei der Fir­ma Pirel­li „mal bei­gebracht bekom­men“ hat. Er will Elek­tro­ni­ker für Betriebs­tech­nik ler­nen, das weiß er schon ganz genau, bil­det mit die­ser Ziel­stre­big­keit aller­dings eher die Aus­nah­me. „Ler­nen kann man das aber auch bei der Bahn.“ Dort­hin will er näm­lich als nächs­tes. Nur mal gucken hier will dage­gen das ein­zi­ge Mäd­chen in die­ser Grup­pe, Fabar aus der ach­ten Klas­se, die sogar schon einen Prak­ti­kums­platz im Hotel hat. Kon­kret weiß sie aber noch nicht, was sie wer­den will. 

Für vie­le Schü­le­rin­nen und Schü­ler unge­wohnt und ganz frem­des Ter­rain: Beim BIT an der Ernst-Reuter-Schule stell­ten auch Heb­am­men ihren Beruf vor. (Bild und Text: Doro­thee Dorschel)

Genau umge­kehrt war die Betei­li­gung in einem ande­ren Klas­sen­raum, wo sich die Luft­han­sa vor acht Schü­le­rin­nen und einem jun­gen Mann prä­sen­tier­te. Flug­be­glei­te­rin Clau­dia Friess beant­wor­te­te gedul­dig Fra­gen wie „Wenn man wo ist, hat man dann einen Tag frei?“. Sie berich­te­te zwi­schen den Vor­aus­set­zun­gen und Anfor­de­run­gen ihres Beru­fes auch vom „schnell shop­pen gehen in New York, Bos­ton, Dubai“ und vor allem von span­nen­den Begeg­nun­gen mit Promis.

Einen rie­si­gen Trak­tor hat­te die Fir­ma Seip­pel Land­ma­schi­nen am Ran­de des Schul­hofs geparkt. Hier wur­den alle Fra­gen rund um den Land­wirt­schafts­bau beant­wor­tet. Geschraubt wer­den durf­te beim Zwei­rad­shop Nie­der­ho­fer, wo erneut über­wie­gend jun­ge Män­ner mit anpack­ten und Fahr­rad­schläu­che wech­sel­ten. Beson­de­re Mühe gab sich ein gro­ßes Team vom Heb­am­men­la­den, den jun­gen Men­schen hier die­sen anspruchs­vol­len Beruf näher zu brin­gen. „Unse­re Arbeit beinhal­tet viel mehr als nur die Geburt.“ Ab dem Zeit­punkt der Schwan­ger­schaft bis zum ers­ten Lebens­tag und dar­über hin­aus sind Heb­am­men unter ande­rem für die Vor­sor­ge zustän­dig, Ernäh­rung, Sport und alle Fra­gen zum Ver­hal­ten wäh­rend der Schwan­ger­schaft, lern­ten die Jugend­li­chen. „Und wir geben auch ver­schie­de­ne Kurse.“

Um die Tätig­keit einer Erzie­he­rin vor­zu­stel­len, hat­ten sich gleich zwei Lei­tun­gen aus Semd und Klee­stadt zusam­men­ge­tan. Eini­ge sei­en schon als Kin­der bei ihr gewe­sen, erkann­te etwa Tan­ja Sahm aus Semd, was die Sache natür­lich ein­fa­cher mach­te. Man­che Teil­neh­mer im Raum haben sogar bereits ein Prak­ti­kum im Kin­der­gar­ten absol­viert, ande­re ste­hen kurz davor. „Wir brau­chen auch einen Hau­fen Theo­rie“, zog Bir­git Stork gleich mal den Zahn, falls jemand mei­nen soll­te, in die­sem Beruf wür­de haupt­säch­lich mit Kin­dern gespielt. Neunt­kläss­le­rin Saman­tha dage­gen weiß, „heut­zu­ta­ge muss ganz viel beob­ach­tet und doku­men­tiert werden“. 

Prak­ti­sche Erfah­rung beim Berufs­in­for­ma­ti­ons­tag an der Ernst-Reuter-Schule: Bei der Vor­stel­lung des Zwei­rad­me­cha­ni­kers oder ‑mecha­tro­ni­kers konn­te selbst Hand ange­legt wer­den. (Bild und Text: Doro­thee Dorschel)

Der Magis­trat war gleich mit meh­re­ren Aus­bil­dungs­mög­lich­kei­ten ver­tre­ten, in der Ver­wal­tung sowie als Erzie­he­rin in einer der städ­ti­schen Kitas, eben­so auch die Stadt­wer­ke. Natür­lich beson­ders die Groß-Umstädter Aus­bil­dungs­be­trie­be begrüß­te Bür­ger­meis­ter René Kirch. Auch wenn er Groß-Umstadt als Aus­bil­dungs­stadt sehe und vie­le Ausbildungs- und Arbeits­plät­ze hier vor Ort, kön­ne doch nicht alles vor Ort ange­bo­ten wer­den. „Vie­le Betrie­be auch von außer­halb wer­ben heu­te hier um euch“, wand­te er sich an die Schü­le­rin­nen und Schü­ler. Vor eini­ger Zeit habe das noch anders aus­ge­se­hen. Da habe man um die Aus­bil­dungs­stät­ten kämp­fen müs­sen. „Heu­te ist es anders­rum, die Arbeit­ge­ber weben um euch. Wir wol­len, dass ihr bei uns eine Aus­bil­dung macht, dass ihr bei uns ins Berufs­le­ben star­tet, dass ihr bei uns viel ken­nen­lernt.“ Wich­tig sei, zu sehen, was passt zu einem, was zu den eige­nen Stär­ken. Dazu die­ne das Prak­ti­kum, wel­ches man bei den meis­ten Betrie­ben eben­falls absol­vie­ren kön­ne. „Rich­tig in den Beruf star­ten, viel übers Leben dazu ler­nen, rein über Fach­li­che hin­aus, das kön­nen wir als Aus­bil­dungs­be­trie­be euch mit­ge­ben“, ver­sprach Kirch.

Vie­le Ein­bli­cke gab es im Wei­te­ren noch für die Jugend­li­chen, und eine gro­ße Band­brei­te von vor­ge­stell­ten Beru­fen an die­sem her­vor­ra­gend orga­ni­sier­ten, anspre­chen­den Nach­mit­tag. Vom Bau­ge­rä­te­füh­rer über Pfle­ge­fach­kraft, Sozi­al­as­sis­tenz bis zu Bank­kauf­frau /-mann, Finanz­wirt oder Werk­feu­er­wehr­mann. „Nur mal so zum Gucken“, fand es eine Acht­kläss­le­rin schön, was Neu­es ken­nen­zu­ler­nen. Aber zur end­gül­ti­gen Ent­schei­dungs­fin­dung bei­getra­gen habe die Ver­an­stal­tung nicht.